Pferdekauf-Teil-5: Die-Ankaufsuntersuchung
Pferdekauf - Die wichtigsten Schritte

Pferdekauf Teil 5 – Die Ankaufuntersuchung

Last Updated on 22/06/2025 by CurleyInspire

Willkommen zum fünften Teil des ultimativen Leitfaden zum Pferdekauf – voller nützlicher Tipps für Erstkäufer und erfahrene Pferdebesitzer. Eine Ankaufsuntersuchung ist ein entscheidender Schritt beim Pferdekauf, den ich ausdrücklich empfehle – und zwar bevor man einen Kaufvertrag unterschreibt oder Geld überweist.



Warum sollte man überhaupt eine Ankaufsuntersuchung machen?

Ein Pferdekauf ist eine weitreichende Entscheidung – emotional, organisatorisch und finanziell. Wer sich für ein Pferd entscheidet, plant in der Regel eine langjährige Partnerschaft. Deshalb sollte man alles daransetzen, im Vorfeld mögliche gesundheitliche Risiken zu erkennen. Genau hier setzt die Ankaufsuntersuchung (AKU) an.

Viele Erkrankungen sind für Laien – und selbst für erfahrene Pferdemenschen – nicht erkennbar. Manchmal weiß sogar der bisherige Besitzer nichts von bestehenden Problemen, weil sie im Alltag (noch) nicht aufgefallen sind. Gerade subtile Lahmheiten, beginnende Veränderungen an Gelenken oder Rückenschmerzen bleiben oft lange unentdeckt.

Die AKU bringt Licht ins Dunkel. Sie gibt dir eine fundierte Einschätzung über den Gesundheitszustand des Pferdes und schützt dich vor späteren Überraschungen, teuren Tierarztkosten oder gar einem unreitbaren Pferd. Denn eine Rückgabe ist im Pferdehandel rechtlich und praktisch oft schwierig – gerade, wenn keine Untersuchung vorliegt, die Probleme eindeutig dokumentiert hätte.


Kleine und große Ankaufsuntersuchung (AKU)

In Deutschland unterscheiden wir zwischen der kleinen und der großen Ankaufsuntersuchung:

Kleine AKU:

Die kleine AKU ist eine umfassende klinische Untersuchung ohne Röntgenbilder. Dabei kontrolliert der Tierarzt unter anderem:

  • Allgemeinzustand und Körperbau des Pferdes
  • Herz- und Lungengeräusche (z. B. Herzfehler, Atemwegserkrankungen)
  • Zustand von Haut, Fell und Schleimhäuten
  • Kontrolle von Augen, Maul, Zähnen
  • Gliedmaßen und Hufe (inkl. Stellung, Form, Hufmechanismus)
  • Bewegungsapparat: Beugeproben, Gangbild auf hartem und weichem Boden
  • Lahmheitsuntersuchung (auch an der Longe)

Diese Untersuchung reicht in vielen Fällen aus, um grundlegende Gesundheitsrisiken auszuschließen – gerade bei Freizeitpferden oder Jungpferden ohne sportliche Ambitionen. Sie kann auch als erste Einschätzung dienen, bevor man entscheidet, ob eine große AKU sinnvoll ist.

Große AKU:

Zusätzlich zur kleinen AKU werden 18 standardisierte Röntgenaufnahmen gemacht, die wichtige Gelenke und Knochenstrukturen abdecken. Die Wirbelsäule (insbesondere Rücken- und Halswirbelsäule) gehört nicht zum Standardumfang und muss bei Bedarf separat untersucht werden.


Die 18 Standard-Röntgenaufnahmen

Seit 2018 gilt in Deutschland ein verbindlicher Röntgenleitfaden, der folgende Bereiche abdeckt:

  • Hufrollen
  • Zehengelenke (vorder- und hintergliedmaßig)
  • Fessel- und Sprunggelenke
  • Kniegelenke
  • Strahlbeine

Diese Aufnahmen helfen, frühzeitig Abweichungen, Veränderungen oder Vorschäden zu erkennen – oft bevor sie klinisch sichtbar sind.


Warum sind Wirbelsäulenbilder nicht Standard?

Röntgenbilder der Wirbelsäule, insbesondere des Rückens, sind kein fester Bestandteil der Standard-AKU. Das liegt daran, dass Rückbefunde – wie z. B. sogenannte Kissing Spines – nicht immer eine eindeutige Aussage über die Reitbarkeit des Pferdes zulassen. Manche Pferde mit auffälligen Bildern zeigen keine Symptome, während andere mit unauffälligen Röntgenbildern dennoch unter Schmerzen leiden können.


Kissing Spines – ein wichtiger Zusatzaspekt

Kissing Spines (deutsch: „küssende Dornfortsätze“) sind ein häufiger, aber oft übersehener Befund. Sie können Beschwerden verursachen wie:

  • Rückenschmerzen und Verspannungen
  • Steifheit oder Lahmheit
  • Probleme beim Satteln
  • plötzliche Verhaltensänderungen

Dieser Befund kam bei meinem Wunschpferd erst durch zusätzliche Röntgenbilder des Rückens ans Licht. Ohne diese gezielte Untersuchung wäre das Problem unentdeckt geblieben – mit möglicherweise schweren Folgen für Pferd und Reiter.


Was bedeutet das für dich als Käufer?

  • Eine gründliche AKU gibt dir Sicherheit und ein objektives Bild über den Gesundheitszustand deines zukünftigen Pferdes.
  • Die kleine AKU deckt wichtige Basisfaktoren ab und hilft bereits, viele Risiken einzuschätzen.
  • Die große AKU ist besonders bei Sportpferden oder teuren Käufen ratsam.
  • Bei Verdacht auf Rückenprobleme – oder einfach zur Absicherung – solltest du ergänzende Bilder der Wirbelsäule veranlassen.
  • Verzichtest du auf eine AKU, kaufst du das Pferd „wie gesehen“ – mit allen bekannten und unbekannten Risiken.
  • Eine Rückgabe oder rechtliche Auseinandersetzungen sind später schwierig und oft emotional belastend.

Nach der AKU: Was tun bei Auffälligkeiten?

Sollte dein Tierarzt bei der Untersuchung Auffälligkeiten feststellen, heißt das nicht automatisch, dass du vom Kauf absehen musst. Aber es bedeutet, dass du:

  • realistisch einschätzen kannst, was auf dich zukommt,
  • eventuelle Behandlungskosten einplanen kannst,
  • ggf. den Kaufpreis neu verhandeln solltest,
  • oder im Zweifel doch lieber Abstand vom Kauf nimmst.

Fazit

Die Ankaufsuntersuchung ist kein lästiger Kostenpunkt, sondern ein wertvolles Instrument, um Fehlkäufe zu vermeiden. Sie hilft dir, langfristig Freude an deinem Pferd zu haben – statt böse Überraschungen zu erleben.

Ich selbst bin schon mehrfach aufgrund einer AKU vom Kauf zurückgetreten, weil sich herausgestellt hat, dass das Pferd für meine Zwecke nicht geeignet war. Jeder hat andere Erwartungen und Prioritäten – aber nur, wer alle Fakten kennt, kann auch wirklich frei entscheiden.

Wenn du Fragen zur AKU hast oder Unterstützung bei der Organisation einer Untersuchung möchtest, melde dich gerne bei mir!

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