Allgemein

Grand Prix künftig auf Trense: Warum die neue FEI-Regel mehr nach Imagepflege als nach Pferdeschutz klingt

Last Updated on 17/11/2025 by CurleyInspire

Ab 2026 darf der Grand Prix bis einschließlich Drei-Sterne-Niveau auf Trense geritten werden.
Eine Regel, auf die viele lange gewartet haben – und die trotzdem merkwürdig „zufällig“ kommt.
Mitten in einer Zeit, in der der internationale Reitsport wegen der Non-Blood-Regelung massiv unter Druck steht und Petitionen durchs Netz gehen.

Also: Fortschritt aus Überzeugung? Oder einfach gutes Timing, um die Wogen zu glätten?

Ich habe mir die neue Regeländerung einmal genauer angeschaut – und teile hier meine persönliche Einschätzung.

🔍 Was die FEI jetzt offiziell erlaubt

  • Trense oder Kandare – beides gleichwertig zulässig.
  • Keine Kandarenpflicht mehr in Grand-Prix-Prüfungen bis 3*.
  • Die Entscheidung liegt komplett bei Reiter und Trainer.

Beide Zäumungen sind laut FEI explizit gleichwertig zulässig.
Bundestrainerin Monica Theodorescu betont, dass die Kandare nicht tierschutzrelevant sei – es komme einzig darauf an, wie fein der Reiter mit den Zügelhilfen umgeht.

Und damit sind wir schon mitten im Kern des Themas.


Was spricht FÜR die neue Regelung?

1. Mehr Fairness gegenüber individuellen Pferdemäulern
Nicht jedes Pferd kommt mit einer Kandare klar – sei es wegen Anatomie, Sensibilität oder Stressmuster.
Für diese Pferde kann die Trense eine echte Erleichterung sein – insbesondere, wenn sie biomechanisch korrekt gearbeitet werden.

2. Fokus auf die tatsächliche Reitqualität
EWahre Versammlung entsteht aus dem Körper, nicht aus dem Gebiss.
Das Regelwerk sendet damit ein wichtiges Signal:
Es zählt, wie jemand reitet – nicht womit.

3. Mehr Transparenz für Zuschauer
Trense bedeutet:
Fehler in Anlehnung, Lastaufnahme und Balance werden sichtbarer.
Das ist unbequem – aber ehrlich.

4. Für viele Pferde eine gesundheitliche Erleichterung
Gerade junge Grand-Prix-Pferde, Pferde mit Kieferengstand oder Pferde, die sich auf Kandare festmachen, könnten davon profitieren.


Was spricht GEGEN die Regelung – oder zumindest für Vorsicht?

1. Timing wirkt… sagen wir mal „strategisch“
Während weltweit über Blut-, Maul- und Druckprobleme im Dressursport diskutiert wird, kommt die FEI mit einer Regeländerung, die sehr „tierwohlkompatibel“ klingt.
Zufall?
Vielleicht.
Vielleicht auch nicht.

2. Die Trense wird schnell zum Mode-Trend
Ich sehe jetzt schon Instagram-Posts mit „fürs Pferd – natürlich Trense!“.
Aber:
Eine Trense ist nur dann „besser“, wenn der Reiter korrekt reitet.
Biomechanik entscheidet – nicht das Gebiss.

3. Grand Prix bleibt Grand Prix
Piaffe bedeutet Lastaufnahme.
Passage bedeutet Kraft im Rücken.
Eine Zäumung entlastet das Pferd nicht von der Verantwortung des Reiters, korrekt auszubilden.

4. Richterliche Objektivität wird schwieriger
Auch wenn die FEI sagt, beide Gebisse seien gleichgestellt –
Menschen urteilen nie völlig frei von persönlichen Vorlieben. Unweigerlich stellt sich die Frage:
Werden Pferde auf Kandare und Trense wirklich völlig gleich bewertet?
Oder entsteht ein verzerrtes Bild je nach persönlicher Vorliebe der Richter?


🎯 Mein Fazit: Eine Chance – aber keine, die man blind feiern sollte

Ja, die Wahlfreiheit ist gut.
Ja, sie kann vielen Pferden helfen.
Und ja, sie bringt uns einen Schritt weg vom „Tradition um jeden Preis“-Denken.

Aber sie ist kein Allheilmittel.
Und schon gar kein Grund, den Sport jetzt als vollkommen pferdefreundlich zu feiern.

Die wichtigste Frage ist und bleibt:
Was braucht mein Pferd, um körperlich korrekt, gesund und mit Freude arbeiten zu können?

Nicht jede Kandare ist böse.
Nicht jede Trense ist sanft.
Und nicht jeder Reiter ist automatisch feinfühlig, nur weil er „weniger Eisen“ benutzt.

Diese Regeländerung fordert uns heraus, noch genauer hinzuschauen:
Auf die Biomechanik, auf das Pferd, auf unsere eigenen Fähigkeiten.

Ich sehe die Regeländerung als Möglichkeit – aber nur, wenn wir sie mit Wissen, Ehrlichkeit und einem echten Blick für das Pferd nutzen.

Und ich bin sehr gespannt, ob wir in Zukunft mehr Grand-Prix-Pferde sehen, die wirklich durchlässig, im Gleichgewicht und mit mentaler Ruhe präsentiert werden.
Unabhängig davon, was sie im Maul tragen.

No Comments

    Leave a Reply