Pferdekauf Teil 3 Anzeigen entschlüsseln Die geheime Sprache der Pferdeinserate
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Pferdekauf Teil 3: Anzeigen entschlüsseln: Die geheime Sprache der Pferdeinserate

Last Updated on 29/05/2025 by CurleyInspire

Hinter harmlos klingenden Formulierungen verstecken sich oft Probleme. So übersetzt du die häufigsten Codewörter und erkennst, ob ein Pferd wirklich zu dir passt:

1. „Charakterstark“ oder „eigenwillig“

  • Was es bedeutet:
    Das Pferd hat einen starken Eigenwillen, ignoriert Hilfen oder testet Grenzen aus.
  • Für wen es passt:
    Erfahrene Reiter, die Dominanz ausstrahlen und klare Regeln setzen können.
  • Red Flag:
    Wenn der Verkäufer betont, das Pferd brauche „Konsequenz“ – das ist Code für: Es wird kämpfen.

2. „Sensibel“ oder „feinfühlig“

  • Was es bedeutet:
    Überreagiert auf leichte Hilfen (z. B. schreckt bei Geräuschen, wirft den Kopf, steigt).
  • Für wen es passt:
    Leichtgewichtige, präzise Reiter mit ruhiger Hand – keine groben Hilfen!
  • Red Flag:
    „Nur mit Horsemanship-Kenntnissen“ → Das Pferd hat massive Kommunikationsprobleme.

3. „Vielseitig“

  • Was es bedeutet:
    Oft: Keine klare Stärke. Das Pferd springt mittelmäßig, läuft mittelmäßig Dressur und geht okay ins Gelände.
  • Für wen es passt:
    Freizeitreiter, die Abwechslung suchen – aber keine spezifischen Ambitionen haben.
  • Tipp:
    Frage konkret: „Was macht das Pferd am liebsten?“

4. „Braucht Beschäftigung“

  • Was es bedeutet:
    Wird schnell unausgeglichen oder destruktiv (z. B. koppt, webelt), wenn es nicht täglich gearbeitet wird.
  • Für wen es passt:
    Ambitionierte Reiter mit viel Zeit – keine Wochenend-Reiter!
  • Red Flag:
    „Braucht erfahrene Führung“ + „Beschäftigung“ = Hochrisiko-Kombi für Burnout.

5. „Fröhlicher Typ“ oder „lebhaft“

  • Was es bedeutet:
    Hyperaktiv, schwer zu bremsen, neigt zum Durchgehen.
  • Für wen es passt:
    Sportreiter mit Kondition – keine gemütlichen Ausritte!
  • Tipp:
    Frage nach der Grundgangarten-Kontrolle: „Kann man es im Gelände problemlos halten?“

6. „Keine Unarten“

  • Was es bedeutet:
    Fast immer eine Lüge. Oder: Der Verkäufer definiert „Unarten“ sehr eng (z. B. „Es beißt nur, wenn es Angst hat“).
  • Für wen es passt:
    Nur, wenn du die Aussage schriftlich im Kaufvertrag festhältst.
  • Trick:
    Frage konkret: „Was macht das Pferd, wenn es genervt ist?“

7. „Nicht für Anfänger“

  • Was es bedeutet:
    Kann gefährlich sein (bocken, steigen, durchgehen) – oder der Verkäufer will nur Profis anlocken.
  • Für wen es passt:
    Niemanden, der unsicher ist. Selbst erfahrene Reiter sollten einen Probetag vereinbaren.
  • Achtung:
    Oft Code für Pferde mit Trauma oder schlechter Ausbildung.

8. „Gesundheit top“

  • Was es bedeutet:
    Keine sichtbaren akuten Probleme – aber chronische Krankheiten (z. B. Arthrose, Atemwege) werden oft verschwiegen.
  • Tipp:
    Frage nach letztem Tierarztbesuch und konkreten Diagnosen.

9. „Unverbraucht“

Was es bedeutet:
Das Pferd wurde kaum oder gar nicht ausgebildet, kennt keine Grundkommandos und hat wenig bis keine Erfahrung unter dem Sattel.

Für wen es passt:
Geduldige Anfänger mit erfahrenem Trainer oder Reiter, die Zeit und Lust haben, von vorne anzufangen.

Red Flag:
„Unverbraucht“ wird oft als Euphemismus für „kann gar nichts“ benutzt. Frag genau nach: Was hat das Pferd schon gelernt?


10. „Temperamentvoll“

Was es bedeutet:
Das Pferd ist oft ungestüm, unberechenbar oder sogar „durchgeknallt“. Es testet Grenzen und kann schwierig im Umgang sein.

Für wen es passt:
Erfahrene Reiter mit starker Hand und viel Routine, die wissen, wie sie ein solches Pferd führen.

Red Flag:
Wenn „temperamentvoll“ mit „unerzogen“ gleichgesetzt wird, heißt das oft: Vorsicht, das Pferd kann gefährlich sein.


11. „Leichtfuttrig“

Was es bedeutet:
Das Pferd neigt zu Übergewicht, ist oft „fett“ oder hat Stoffwechselprobleme (z. B. Rehe).

Für wen es passt:
Reiter, die sich mit Fütterung und Haltung gut auskennen und das Gewicht im Griff behalten können.

Red Flag:
„Leichtfuttrig“ heißt nicht, dass das Pferd wenig frisst – meist genau das Gegenteil.


12. „Totbrav“ oder „tolles Kinder-/Therapiepferd“

Was es bedeutet:
Das Pferd bewegt sich kaum vorwärts, hat wenig Schwung und zeigt oft keine Motivation. Galopp? Fehlanzeige.

Für wen es passt:
Absolute Anfänger oder Menschen, die ein ruhiges, unaufgeregtes Pferd suchen – aber keine sportlichen Ambitionen haben.

Red Flag:
„Totbrav“ kann auch heißen: Das Pferd ist faul oder hat gesundheitliche Probleme.


13. „Braucht im Umgang eine sichere Hand“

Was es bedeutet:
Das Pferd hat keine Manieren, ist ungehorsam oder zeigt problematisches Verhalten (z. B. beißt, tritt, lässt sich nicht führen).

Für wen es passt:
Erfahrene Menschen mit klarer Führung und Geduld.

Red Flag:
Wenn der Verkäufer das betont, solltest du das Pferd unbedingt vor Ort kennenlernen – es kann sehr herausfordernd sein.


14. „Von Kindern geritten“

Was es bedeutet:
Das Pferd wurde nur sehr leicht und selten geritten, oft ohne ernsthafte Ausbildung.

Für wen es passt:
Anfänger mit Trainerbegleitung, die das Pferd noch weiter ausbilden wollen.

Red Flag:
Oft ein Hinweis, dass das Pferd für fortgeschrittene Reiter ungeeignet ist.


15. „Seelenpferd“

Was es bedeutet:
Das Pferd hat eine sehr enge emotionale Bindung zum Besitzer. Oft wird es nur schweren Herzens abgegeben.

Für wen es passt:
Menschen, die eine tiefe Verbindung suchen und bereit sind, viel Zeit und Herzblut zu investieren.

Red Flag:
Manchmal wird der Begriff genutzt, um Probleme zu kaschieren oder den Abschied zu erschweren.


16. „Therapiepferd“

Was es bedeutet:
Ein ruhiges, geduldiges Pferd, das besonders für Kinder oder therapeutisches Reiten geeignet ist. Es verzeiht Fehler, kann aber auch phlegmatisch und wenig motiviert sein.

Für wen es passt:
Anfänger, Kinder oder Menschen, die ein entspanntes, verlässliches Pferd ohne sportliche Ambitionen suchen.

Red Flag:
Kann wenig Energie zeigen und fordert keine sportlichen Leistungen. Für ambitionierte Reiter eher ungeeignet.


17. „Reitbarer Beisteller“

Was es bedeutet:
Ein Beistellpferd, das nur sehr eingeschränkt oder kaum noch geritten werden kann.

Für wen es passt:
Wer ein ruhiges Gesellschaftspferd sucht und keine großen reiterlichen Ansprüche hat.

Red Flag:
Oft alt, krank oder verletzt – hohe Folgekosten möglich.


18. „Weit unter Wert zu verkaufen“

Was es bedeutet:
Hinweis auf versteckte Probleme wie Krankheit, schlechte Ausbildung oder hohes Alter.

Für wen es passt:
Erfahrene Käufer, die Zeit und Geld investieren wollen.

Red Flag:
Unbedingt nach Diagnosen und Gründen fragen!


19. „Lehrmeister“

Was es bedeutet:
Das Pferd zeigt Fehler auf und ist oft schwierig oder schlecht ausgebildet.

Für wen es passt:
Erfahrene Reiter mit Geduld und Lust auf Herausforderung.

Red Flag:
Nicht für Anfänger – das Pferd kann viel Arbeit machen.


20. „Kennt den Hufschmied“

Was es bedeutet:
Das Pferd war schon beim Hufschmied, ist aber oft unkooperativ oder widerspenstig.

Für wen es passt:
Menschen mit Erfahrung im Umgang mit schwierigen Pferden.

Red Flag:
Kann problematisch bei Beschlag und Pflege sein.


21. „Aus Zeitmangel abzugeben“

Was es bedeutet:
Das klingt nach einem harmlosen Grund, ein Pferd zu verkaufen, ist aber oft ein Hinweis darauf, dass der Besitzer mit dem Pferd überfordert ist. Das Pferd könnte anspruchsvoll, schwierig oder gesundheitlich problematisch sein.

Für wen es passt:
Reiter, die genau wissen, worauf sie sich einlassen, und bereit sind, Zeit und Energie zu investieren.

Red Flag:
„Aus Zeitmangel“ ist oft ein Euphemismus für „ich komme mit dem Pferd nicht klar“. Frag nach den Gründen und dem Verhalten des Pferdes, bevor du dich entscheidest.


22. „Klinische Untersuchung liegt vor“

Was es bedeutet:
Das die klinische Untersuchung gut war aber man nicht mehr Geld in weitere Untersuchung stecken wollte.

Für wen es passt:
Reiter, die genau wissen, worauf sie achten müssen und auf jeden Fall nochmal einen großen TÜV machen lassen wollen.

Red Flag:
Vielleicht ist auch schon bei einer röntgenologischen Untersuchung etwas entdeckt worden. Z.B. hat ein anderer Interessent diese schon gemacht (ist mir selbst passiert) und es wird verschwiegen, dass das Pferd nicht ganz in Ordnung ist.


So reagierst du auf Codewörter – deine Checkliste

  • Frage immer nach konkreten Beispielen:
    „Wie reagiert das Pferd bei Stress? Wie läuft es im Gelände?“
    „Sie sagen, es ist sensibel – wie reagiert es denn auf Hunde oder Traktoren?“
  • Bestehe auf Videos:
    Alltagssituationen, Umgang, Verladen, Hufschmied, Spaziergang und Reiten zeigen oft mehr als Worte.
  • Vertraue deinem Bauchgefühl:
    Ausweichende Antworten oder Übertreibungen sind Warnsignale.
  • Fordere Schwächen schriftlich an:
    Ein ehrlicher Verkäufer nennt dir die Baustellen offen.

Fazit

Pferdeanzeigen sind oft eine Mischung aus Wahrheit, Euphemismus und Verschleierung. Wenn du die „geheime Sprache“ der Codewörter kennst, kannst du besser einschätzen, ob ein Pferd wirklich zu dir passt – und Fehlkäufe vermeiden.

–> Du bist der Meinung, ich habe etwas vergessen? Dann schreib mir kurz in die Kommentare, welches Wort oder Satz hier nicht fehlen darf. 🙂

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