Streit im Reitsport So funktioniert das Deutsche Schiedsgericht für Pferderecht – Ablauf, Vorteile & praktische Tipps
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Streit im Reitsport? So funktioniert das Deutsche Schiedsgericht für Pferderecht – Ablauf, Vorteile & praktische Tipps

Last Updated on 09/11/2025 by CurleyInspire

Manchmal läuft alles gut – bis es plötzlich kompliziert wird.
Ein Pferdekauf, der zum Streitfall wird. Ein Berittvertrag, der anders endet als gedacht. Oder ein Pferd, das nach dem Kauf gesundheitliche Probleme zeigt.
Wer in so einer Situation schon einmal vor einem normalen Gericht stand, weiß: Es kostet Nerven, Zeit und vor allem Geld.

Genau hier kommt das Deutsche Schiedsgericht für Pferderecht ins Spiel – eine Institution, die Streitigkeiten rund ums Pferd fachkundig, effizient und rechtssicher klärt.


🐴 Warum ein Schiedsgericht für Pferde überhaupt sinnvoll ist

In Deutschland werden Streitigkeiten in der Regel vor staatlichen Zivilgerichten verhandelt. Doch dort treffen Richterinnen und Richter selten auf Fälle, bei denen Pferde die Hauptrolle spielen.
Was für uns Reiter selbstverständlich klingt – ein Taktfehler, eine ungleiche Belastung, eine verpatzte Ankaufsuntersuchung – ist für jemanden ohne Pferdeerfahrung oft schwer einzuordnen.

Ein Schiedsgericht schließt genau diese Lücke:
Hier entscheiden Fachjuristen, Tierärzte und hippologische Sachverständige, die wissen, wie Pferde „funktionieren“.
Sie können beurteilen, ob ein Lahmheitsproblem schon vor dem Kauf bestand, ob der Beritt korrekt durchgeführt wurde oder ob eine Tierarztrechnung gerechtfertigt ist.


⚖️ Der Unterschied zum staatlichen Zivilprozess

Ein normales Gerichtsverfahren ist oft:

  • langwierig (Verfahren dauern Monate bis Jahre),
  • öffentlich (jeder kann die Urteile einsehen),
  • kostspielig (Gerichtskosten + Anwalt + Gutachter),
  • und nicht immer fachkundig, was Pferdefragen angeht.

Ein Schiedsverfahren dagegen ist:

  • schneller – oft innerhalb von 3 bis 6 Monaten abgeschlossen,
  • vertraulich – alles bleibt unter den Beteiligten,
  • fachspezifisch – Schiedsrichter mit Pferdekenntnis,
  • rechtskräftig – die Entscheidung ist bindend wie ein Gerichtsurteil,
  • und meist kostengünstiger.

Kurz gesagt:
Das Schiedsgericht bietet eine faire, fachkundige und ressourcenschonende Alternative, wenn sich zwei Parteien im Pferdebereich nicht einigen können.


🧭 Wie man den Weg zum Schiedsgericht findet – ganz praktisch erklärt

  1. Vertrag prüfen oder Streitfall benennen
    Ein Schiedsverfahren ist möglich, wenn eine sogenannte Schiedsklausel im Vertrag steht – z. B. beim Pferdekauf, Beritt oder Einstellvertrag.
    Sie legt fest, dass im Streitfall nicht das Amtsgericht, sondern das Deutsche Schiedsgericht für Pferderecht entscheidet. 👉 Wenn noch keine Klausel existiert, kann man sich im Nachhinein einvernehmlich auf das Schiedsgericht einigen. Beide Parteien müssen zustimmen.
  2. Antrag stellen
    Auf der Website www.schiedsgericht-pferderecht.de gibt es Formulare, über die man einen Streitfall einreichen kann.
    Man beschreibt kurz, worum es geht, reicht Unterlagen, Verträge und ggf. Gutachten ein.
  3. Benennung der Schiedsrichter
    Je nach Fall werden geeignete Fachleute benannt:
    • Spezialanwälte für Pferderecht (von der EDequui zertifiziert),
    • Fachtierärzte für Pferde,
    • öffentlich bestellte und vereidigte hippologische Sachverständige.
    Diese Experten bilden gemeinsam das Schiedsgericht.
    Sie prüfen, hören beide Seiten an und entscheiden dann rechtsverbindlich.
  4. Verhandlung und Entscheidung
    Das Verfahren läuft ähnlich ab wie ein normales Gerichtsverfahren – nur persönlicher, direkter und deutlich schneller.
    Am Ende steht ein sogenannter Schiedsspruch, der genauso vollstreckbar ist wie ein Urteil.

👩‍⚖️ Wer steht eigentlich hinter dem Schiedsgericht?

Träger ist die EDequui, eine deutschsprachige Vereinigung für Pferderecht.
Sie wurde 2015 gegründet und bringt Fachanwälte, Tierärzte und Gutachter zusammen.
Ziel ist es, juristisches Wissen mit praktischem Pferdeverstand zu verbinden – also Rechtssicherheit für Reiter, Züchter und Pferdehalter zu schaffen.

Zum Netzwerk gehören:

  • ca. 900 auf Pferderecht spezialisierte Anwälte,
  • über 700 Fachtierärzte für Pferde,
  • und rund 70 vereidigte hippologische Sachverständige (Stand 2025).

Damit ist das Schiedsgericht für Pferderecht die einzige Institution im deutschsprachigen Raum, die sich so umfassend diesem Thema widmet.


💬 Wann lohnt sich das?

Das Schiedsgericht ist keine Einrichtung nur für große Zuchtbetriebe oder Profis.
Es kann für jeden sinnvoll sein, der mit Pferden Verträge schließt oder Verantwortung trägt.
Zum Beispiel:

  • beim Pferdekauf oder -verkauf,
  • bei Beritt- oder Einstellverträgen,
  • bei tierärztlichen Behandlungen,
  • oder wenn es um Haftungsfragen geht (z. B. Verletzungen, Schäden auf der Anlage).

Gerade wer privat ein Pferd kauft, kann sich mit einer Schiedsklausel absichern – und so vermeiden, dass man im Fall eines Streits monatelang auf eine Entscheidung warten muss.


🌿 Mein persönliches Fazit

Ich finde, das Thema zeigt wieder wunderbar, wie viel Verantwortung wir tragen, wenn wir mit Pferden leben und arbeiten.
Ein Pferdekauf ist keine Kleinigkeit – er ist eine emotionale und finanzielle Entscheidung.
Und manchmal geht eben auch etwas schief, obwohl niemand etwas Böses wollte.

Zu wissen, dass es eine Institution gibt, die Fachwissen, Pferdeverstand und Fairness miteinander verbindet, kann in solchen Momenten sehr beruhigend sein.
Denn am Ende sollte es nicht darum gehen, wer „Recht bekommt“, sondern dass gerecht entschieden wird – im Sinne des Pferdes. 🐎


👉 www.schiedsgericht-pferderecht.de

Disclaimer: Keine Rechtsberatung im Sinne des Rechtsdienstleistungsgesetzes (RDG).

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